Der "Grube-Adolf-Park" in Merkstein

Eine Bergbauhalde wandelt sich zur "Natur aus zweiter Hand"

 Bis heute prägen mächtige Bergehalden des ehemaligen Kohlenbergbaus die Landschaft nördlich von Aachen. Doch die einstigen Sinnbilder des industriellen Fortschritts werden zunehmend zu Refugien der Natur.                                       

Wie wenige andere Landschaften haben insbesondere Bergbauregionen in den letzten hundert Jahren ihr Gesicht mehrfach geändert. Dies gilt auch für die Gegend um Merkstein, heute einem Stadtteil von Herzogenrath. Als der Eschweiler Bergwerks-Verein (EBV) 1899 mit der Abteufung einer Doppelschachtanlage in Merkstein begann, war die damals noch selbständige Gemeinde weitgehend landwirtschaftlich orientiert. Die Grube erhielt den Namen Adolf nach Freiherr Adolf von Steffens, dem Aufsichtsratsvorsitzenden des EBV von 1871-1898. Ab den 1910er Jahren lief die Steinkohleförderung an. Im Laufe der Zeit förderte Grube Adolf an die 37,5 Mio. Tonnen Kohle, wobei zeitweise bis zu 2.700 Beschäftigte hier Arbeit fanden.

Der Bau von Zechensiedlungen vergrößerte Merkstein beträchtlich und veränderte das Ortsbild. Mit Hilfe einer Lorenbahn wurde am Rande des Ortes allmählich eine Abraumhalde aufgeschüttet. Sie bildet seither das Wahrzeichen Merksteins. Als 1972 Adolf mit der Zeche Anna in Alsdorf Teil eines Verbundbergwerks wurde, beendete man die Förderung an diesem Standort. Die meisten oberirdischen Anlagen wurden abgerissen. Geblieben ist nur das Fördermaschinenhaus, das auch noch die Maschineneinrichtung besitzt. Die Fördermaschine wird von einer örtlichen Initiative betreut und an Wochenenden auf Anfrage in Gang gesetzt.

Reste der Zecheneinrichtung

Nach einer Rekultivierung des Zechengeländes und einer gezielten Anpflanzung der Halde in den 1970er Jahren blieb das Gelände mehr als zwei Jahrzehnte sich selbst überlassen. Vielfältige Kleinbiotope wie Wäldchen und Gebüsche, feuchte Senken und Stillgewässer sowie trockene Ödlandflächen entstanden und mit ihnen eine abwechslungsreiche Flora und Fauna.

Wanderwege durch das
Haldengelände

Ende der 1990er Jahre begann die Kommune, das ca. 60 ha große Gelände der ehemaligen Grube Adolf in einen Landschaftspark zu verwandeln. An einigen Stellen wurde die sich bis dahin angesiedelte natürliche Vegetation durch heimische Laubbäume und Sträucher ergänzt sowie ein 5,5 km langes Wegenetz angelegt. Auf der ca. 100 m hohen Halde sind zwei Aussichtsplattformen entstanden, von denen man einen weiten Blick Richtung Maastal und Eifel im Westen und Süden sowie zum Rheintal im Osten und in das Selfkant im Norden hat. Spiel-, Sport- und Rastplätze laden zum Aufenthalt ein. Doch auch die Natur "aus Menschenhand" hat ihre Refugien. Ca. 70 verschiedene Spinnenarten kommen hier vor, die seltene Kreuzkröte findet Lebensraum ebenso wie die Nachtigall, um nur einige Tierarten zu nennen. Man kann sagen: Das Gesicht Merksteins hat sich durch den Park gewandelt, und der Ort hat deutlich an Wohnqualität gewonnen.

Lage:
Der "Grube-Adolf-Park" liegt nordwestlich des Ortes zwischen Floeßer Straße (Zugang zum ehemaligen Zechengelände) und Sebastianusstraße, erkennbar an der Halde.
Anfahrt:
A4 Ausfahrt Anschlussstelle Laurensberg, Richtung Herzogenrath, Merkstein
Besichtigung:
Der Park ist öffentlich zugänglich; das Fördermaschinenhaus ist sonntags ab 10 Uhr offen, Betrieb der Fördermaschine nach Voranmeldung: Tel. 02406-969120 oder Fax 02406-969122 

 

zum letzten Denkmal: Grube Anna II. zum nächsten Denkmal: Grube Carl-Alexander