Die Nadelfabrik Schmetz in Herzogenrath

Eine der letzten Nadelfabriken des Aachener Raums

Gabriele Harzheim

Die Aachener Nadelindustrie blickt auf eine lange Tradition zurück. Nadeln und Kurzwaren aus dem Aachener Raum haben bis heute Weltruf. Dafür sorgt nicht zuletzt die traditionsreiche Firma Ferd. Schmetz GmbH.

 Werks- und Direktionsgebäude
der Nadelfabrik Schmetz

Seinen herausragenden Ruf verdankt das Aachener Nadlergewerbe seit dem 17. Jahrhundert der Produktion von Stahlnadeln, die nach spanischem Vorbild hergestellt wurden. Günstig für das Handwerk waren die zahlreichen Wasserläufe in der Stadt, die die notwendige Wasserkraft zum Scheuern, Schleifen und Polieren der Nadeln bereit stellten.

Außerdem wurde im Aachener Raum der Rohstoff Stahldraht erzeugt. Zudem gab es ein Fachkräftepotiential aus den bereits hoch entwickelten Metall verarbeitenden Gewerben. 1615 erhielten die Stahlnadelhersteller eine eigene Zunft, die für eine weitere Qualitätssteigerung sorgte. Die hohe Produktionskapazität führte zu Beginn des 18. Jahrhunderts vermehrt zum Auftreten von Verlegern, die einzelne Produktionsschritte z.B. an kleine Meister, aber auch an Lohnarbeiter vergaben. Nicht nur Männer, vor allem Frauen und Kinder wurden wegen ihrer manuellen Geschicklichkeit in Heimarbeit beschäftigt.

Mit der Industrialisierung und der Aufhebung der Zunftschranken begann ab 1800 die fabrikmäßige Nadelproduktion. Die Entwicklung neuer Maschinen, z.B. der Stecknadelmaschine von Laurenz Becker, förderte die Produktion. Die Burtscheider Firma H.P. Pastor Söhne führte 1836 als erste den maschinellen Betrieb ein. Der Nadelfabrikant Carl Schleicher auf Gut Schönthal bei Langerwehe (Verweis auf Standort) ließ Maschinen nach englischem Vorbild bauen. Mit der Erfindung der Nähmaschine Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Aachener Nadelindustrie zunehmend auch Maschinennadeln zu produzieren. Doch die Mechanisierung hatte auch ihren Preis: Es kam zur Überproduktion, in deren Folge vor allem kleinere Firmen aufgeben mussten.

 Villa Schmetz

Als einer der letzten großen Nadelhersteller der Region mit weltweitem Markt behauptet sich bis heute die Firma Ferdinand Schmetz GmbH in Herzogenrath. Der erste Nadelfabrikant der Familie, Johannes Schmetz, erwarb 1730 die Aachener Bürgerrechte.

1851 gründete Ferdinand Schmetz in der Peterstraße eine Prozellanknopf- und Perlenfabrik, in der auch Nadeln hergestellt wurden. Die Firma verlegte 1890 ihren Sitz nach Herzogenrath, geriet jedoch schon bald in Schwierigkeiten. Als Ferdinand Bernhard Schmetz aus Bremen 1922 die Nadelfabrik seines Onkels übernahm, hatte die Produktion bereits sieben Jahre geruht und das Inventar war fast vollständig verkauft worden. Aus den äußerst bescheidenen Anfängen baute der technisch begabte Schmetz in kürzester Zeit eine Firma mit Weltruf auf. Bereits 1929 waren 60 Personen im Betrieb beschäftigt. Im Laufe der Zeit entwickelte Schmetz für seine Produktion neue Maschinen und erwarb über 90 Patente und Gebrauchsmuster. Bis heute ist die Entwicklung von Spezialmaschinen eine wichtige Aufgabe geblieben. Auch die Dimensionen der Fabrikanlage sind durchaus beeindruckend. Die Fabrikantenvilla aus der Zeit der Jahrhundertwende erinnert an die Anfänge der Firma.

Adresse:
Ferd. Schmetz GmbH
Bicherouxstraße
52134 Herzogenrath
Anfahrt:
A4 Richtung Niederlande, Ausfahrt Anschlussstelle Aachen-Laurensberg, Kohlscheider Str. Über Kohlscheid nach Herzogenrath; die Bicherouxstraße führt am Bahnhof vorbei.
Besichtigung:
Die Gebäude sind nur von der Straße aus zu besichtigen

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