Ein Spaziergang zu den Kupferhöfen in Stolberg

Das Erbe von Galmeierz, Kupfer und Messing

Gabriele Harzheim

Seit dem Mittelalter ist Stolberg für seine Kupfer-, Messing- und später auch für seine Zinkprodukte europaweit bekannt gewesen. Die ehemaligen Kupferhöfe der Fabrikanten prägen bis heute die historische Altstadt.

Die Geschichte der Stadt Stolberg am nördlichen Eifelrand ist etwa seit 1500 untrennbar mit der Kupfer- und Messingherstellung verbunden. Im 17. und 18. Jahrhundert war die Stadt eine der bedeutendsten Messingproduktionsorte der Welt. Begünstigt wurde die Entwicklung durch umfangreiche Galmeierzlagerstätten in der näheren Umgebung. Man benötigte dieses zinkhaltige Gestein für die Gewinnung von Messing, einer Verbindung von Kupfer und Zink. Das notwendige Kupfer kam aus der Grafschaft Mansfeld und aus Skandinavien. Weitere Gunstfaktoren waren religiös-politischer Natur: Während der Glaubenskämpfe um 1600 verließen zahlreiche protestantische Kupfermeister die katholische Reichsstadt Aachen und siedelten in das tolerante Stolberg um. Hinzu kam, dass in Stolberg im Gegensatz zu Aachen kein Zunftzwang herrschte, der eine freie wirtschaftliche Entfaltung hätte behindern können. Um 1700 gab es im Stolberger Raum bereits an die 40 Kupfermeister, die im Schnitt zwischen sechs und acht Schmelzöfen betrieben und insgesamt ca. 20.000 Zentner Kupfer jährlich verarbeiteten. Neben Wannen und großen Kesseln, Haushaltsgegenständen und Kupferblechen für den Export wurden auch Draht und daraus wiederum Nadeln und Fingerhüte produziert.

Der Kupferhof Schardt

Aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen auch die noch in der Altstadt erhaltenen Kupferhöfe. Es sind aus Bruchsteinen gemauerte, meist vierseitig geschlossene, festungsartige Gebäudekomplexe, in deren Mitte sich ein Innenhof befindet. Ursprünglich waren es Wehrhöfe, die dem Schutz der Bewohner und der Produktionsstätten dienten. Gegenüber der Tordurchfahrt lag meist das repräsentative Wohnhaus der Kupfermeister. In den Seitenflügeln waren Schmelzen, Hämmer und Schmieden, Kohleschuppen, aber auch Stallungen und das Back- und Brauhaus untergebracht. Zu den Höfen gehörten meist Ländereien mit Gärten, Obstwiesen und anderen landwirtschaftlichen Flächen. Somit bildeten diese Komplexe autarke Anlagen, in denen neben den Kupfermeisterfamilien die Handwerksgesellen und unter der Woche auch Arbeiter wohnten.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es zu einer Krise der Kupfer- und Messingproduktion. Alte Absatzmärkte gingen durch die Änderung der politischen Strukturen verloren. Nur wenige große Betriebe überlebten, beispielsweise die heute noch am südlichen Stadtrand produzierende Firma Prym.

In ihrer Nähe beginnt auch der Gang durch die Altstadt von Stolberg an einigen ehemaligen Kupferhöfen entlang. Der Hof "Schart" am heutigen Heinrich-Böll-Platz beispielsweise wurde 1719 in eine Tuchfabrik umgewandelt. Heute beherbergt er nicht nur Wohnungen, sondern auch gastronomische Betriebe und Arztpraxen. Wenn man den Vichtbach überschreitet und in die Straße "In der Schart" einbiegt, kommt man in einen noch recht ursprünglich aussehenden Teil der Stolberger Altstadt mit verwinkelten Gassen und Tordurchgängen. Die kleinen Straßen entlang des Vichtbachs führen an einigen ehemaligen Kupferhöfen, z.B. dem Hof "Sonnental" vorbei. Besonders repräsentativ wirken die Höfe "Günental", heute Firmensitz eines pharmazeutischen Unternehmens, sowie der Kupferhof Rosental neben der Stadthalle. Im Stadtteil Unterstolberg liegt in einer Parkanlage zwischen der Eisenbahnstraße und Schlossberg der Hof "Bleibtreu". Dieser ist bis heute in den funktionalen Teil der Stolberger Metallwerke einbezogen.

 Der Kupferhof Grünenthal

Ausgangspunkt:
Am südlichen Stadtrand von Stolberg auf dem alten Markt am Rand der Altstadt, heute "Heinrich-Böll-Platz" am Vichtbach.

Führungen:

Kultur- und Sportamt der Stadt Stolberg
Rathausstr. 44
D-52222 Stolberg
Tel. 0(049)2402-7668313
Fax 0(049)2402-7668310
Führung durch historischen Stadtkern, auf Wunsch mit Schwerpunkt Kupferhöfe
Dauer: ca. 2 Std.
Preis: 36 Euro pro Gruppe
Führung in französischer und englischer Sprache möglich
Max. Gruppengröße 25 Personen
Außerdem findet jeden 3. Sa im Monat eine Führung zu den Kupferhöfen in Stolberg um 15 Uhr statt, Treffpunkt Bushaltestelle "Mühlener Markt", Preis pro Person 1,50 Euro

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