Hoesch-Betriebe am Eifelnordrand bei Düren

Vom Rurufer ins Ruhrgebiet

Gabriele Harzheim

Die Familie Hoesch, Begründer des gleichnamigen Weltkonzerns, stammt ursprünglich aus der Nordeifel. In Düren produzierten die Hoeschs 1839 die ersten Eisenbahnschienen auf dem Kontinent.

Der Name Hoesch, eng mit dem Konzern im Ruhrgebiet verbunden, hat seinen Ursprung in der Nordeifel. Man kann ihn bis ins 14. Jahrhundert im Raum Eupen (heute Belgien) zurückverfolgen. Bereits im 17.Jahrhundert betrieben die Hoeschs in der Region Metallverarbeitung.

 Hoesch-Werk in Schneidhausen

An der Rur (ohne "h") in der Nähe von Düren existieren bis heute zwei Hoesch-Betriebe mit langer Geschichte. In Schneidhausen gegenüber dem Ort Kreuzau errichtete der Besitzer des Platenhammers (Link zum Standort) im Vichttal, Leonhard Hoesch, 1743 eine Eisenschneidemühle. Ein Jahr später fügte er der Anlage noch eine Fingerhutfabrik an. 1770 erhielt Hoesch auch die Konzession, an diesem Ort eine Öl- und Papiermühle zu betreiben. Das benötigte Roheisen kam in erster Linie aus dem Schleidener Tal (Link zum Standort), aber auch von den eigenen Werken aus dem Vichttal. Das geschnittene Eisen wurde in erster Linie an Nagelschmiede, Schlosser und Drahtzieher verkauft. Aufgrund von Absatzproblemen wandelte man die Produktionsstätte 1847 in ein Kupferwalzwerk um. Heute existiert hier ein moderner Kunststoff und Metall verarbeitender Betrieb. Einige alte Gebäude, insbesondere Verwaltungs-, Wohn- und Wirtschaftsgebäude aus dem 18. Jahrhundert, sind erhalten geblieben und bilden ein eindrucksvolles Ensemble.

Die Eisenverhüttung in Lendersdorf geht auf das Jahr 1611 zurück. 1804 bestand die Anlage aus einer Eisenschmelzhütte und Gießerei, einem Eisenhammer, einer Schneidemühle und Walzmaschine. Neben Eisen- und Messingblechen wurde hier Stabeisen produziert, das einen außerordentlich guten Ruf besaß. 1819 übernahmen Wilhelm und Eberhard Hoesch das Werk. Auf Reisen in England lernte Eberhard Hoesch das Puddeln kennen, eine neue Art des Frischens bzw. der Roheisenaufbereitung. Dieses Verfahren führte er in Lendersdorf ein. Damit war er ein Vorreiter im Rheinland. 1839 verließen die ersten Eisenbahnschienen, die auf dem Kontinent hergestellt wurden, das Werkan der Rur. Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte die Produktionsstätte zur wichtigsten Niederlassung der Firma Eberhard Hoesch & Söhne. Sie umfasste daneben auch die Eisenwerke in Zweifallshammer (Link zum Standort) an der Kall, in Eschweiler und das Walzwerk in Schneidhausen.

 Hoesch-Werk in Schneidhausen

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde jedoch deutlich, dass die Produktionsstandorte am Eifelnordrand nicht rentabel genug arbeiteten. Standortvorteile wie Eisenerzlagerstätten, Wasserkraft und Holzkohle verloren durch neue Produktionsmethoden und Anforderungen rapide an Bedeutung. Das Ruhrgebiet mit seiner guten Verkehrsanbindung und seinen Kohlevorkommen bot wesentlich bessere Standortbedingungen für die Schwerindustrie. 1871 verlegten die Brüder Hoesch daher einen Teil ihrer Produktion nach Dortmund und legten dort den Grundstein für den späteren Hoesch-Konzern. Zwar wird im Lendersdorfer Betrieb bis heute produziert, doch steht ein Teil der Anlagen, insbesondere die älteren, denkmalgeschützten Hallen, leer und wartet auf eine neue Nutzung.

Adressen:
Hoesch Metall und Kunststoff GmbH & Co.
Schneidhausen
52372 Kreuzau

Ehemaliges Eisenwerk Eberhardt Hoesch & Söhne
Hüttenstraße
52355 Düren-Lendersdorf
Anfahrt:
A4 bis Ausfahrt Anschlussstelle Düren, B56 ins Zentrum von Düren, L249 Richtung Kreuzau, jeweils Abzweige nach Lendersdorf bzw. Schneidhausen
Besichtigung:
Nur von der Straße aus möglich

 

zum letzten Dankmal: Vichttaler Eisenwerke zum nächsten Denkmal: Nadelfabrik Schleicher