Vichttaler Eisenwerke zwischen Zweifall und Stolberg

Auf den Spuren der Eisenhämmer entlang der Vicht

Gabriele Harzheim

Der letzte historische Hochofen der Nordeifel steht im Kalltal in Zweifallshammer. Bis 1866 wurde hier produziert. Noch heute befindet sich das Gelände im Privatbesitz der Familie Hoesch.

Der Name "Hammer" verrät es: An der Vicht gibt es noch alte Hofanlagen, in denen früher Eisen geschmolzen und weiter verarbeitet wurde. In der näheren Umgebung findet man im Wald noch Spuren der Köhlerei und des Erzbergbaus.

 Historische Schmelzöfen im Neuenhammer

Der Stolberger Raum sowie die nördlichen Ausläufer der Eifel waren seit dem Mittelalter Zentren der Metallerzeugung und -verarbeitung. Neben dem Galmeierzabbau am Breinigerberg gab es im Bereich Mulartshütte und Zweifall den Abbau von Brauneisen- und Raseneisenerzen. Die reichlich vorhandene Wasserkraft der zahlreichen Bäche wurde über Wasserräder zum Antrieb von Hämmern, Blasebälgen, Schleifsteinen usw. genutzt. Die ausgedehnten Buchen- und Eichenwälder lieferten Holzkohle, die zum Verhütten und Schmelzen der Metalle notwendig war. In den Bachtälern zwischen Zweifall und Mulartshütte sowie an der Vicht entstanden daher im Laufe der Zeit Hütten- und Hammerwerke, die Buntmetalle und vor allem Eisen produzierten und verarbeiteten.

Eines der bedeutendsten und ältesten Eisenwerke in diesem Raum war der Junkershammer, der zuerst 15551/52 urkundlich erwähnt wird. Die Produktionsstätte entwickelte sich vor allem nach dem Dreißigjährigen Krieg gut. Seit dieser Zeit besaß die Familie Hoesch das Anwesen. Im 18. Jahrhundert arbeiteten auch wallonische Hüttenfachleute am Schmelzofen, Eisenhammer und in der Eisenschneidemühle. Noch 1862 betrug die Produktion über 3.000 Zentner Eisen. Doch wie andere Betriebe dieser Art in der Region konnte auch der Junkershammer mit der stark wachsenden Konkurrenz im Ruhrgebiet nicht Schritt halten. 1869 wurde die Anlage endgültig stillgelegt. Nur noch der talaufwärts liegende Stauteich und die massive Bausubstanz erinnern an die ehemalige wirtschaftliche Blütezeit.

 Zufahrt zum Neuenhammer

Gut einen Kilometer unterhalb an der Vicht befindet sich der Gebäudekomplex des Platenhammers und Neuenhammers. Der Platenhammer wurde 1664 von einem Zweig der Familie Hoesch gegründet und arbeitete bis 1840. In unmittelbarer baulicher Nachbarschaft wurde 1724, ebenfalls von der Familie Hoesch, der Neuenhammer erbaut. In erster Linie diente der Standort als Reckhammer, in dem man das aus dem Hochofen kommende Roheisen weiter zu schmiedefähigem Stabeisen verarbeitete. Noch 1836 erzeugten drei Arbeiter auf dem Neuenhammer 50.000 Pfund Stabeisen. Daneben wurden Achsen und Karrenräder produziert. Vom Wanderweg oberhalb der Gebäudeanlage erkennt man heute noch zwei charakteristische Schmelzöfen, die kegelförmig aus Bruchstein aufgebaut sind. Junkershammer, Platen- und Neuenhammer befinden sich in Privatbesitz und können nicht besichtigt werden.

Doch hat die Gegend noch zahlreiche andere Spuren der wirtschaftlichen Tätigkeit zu bieten. Zwischen dem Junkers- und dem Platenhammer im Bereich der kleinen Ansiedlung Jägersfahrt führt der gleichnamige Weg steil bergan in den Wald. Stellenweise ist er noch als idealtypisch ausgeformter Hohlweg erkennbar, ein Zeichen, dass hier bereits seit Jahrhunderten mit Holzkohle und Erzgestein beladene Ochsen- oder Pferdewagen fuhren. In den Wäldern der Umgebung stößt man immer wieder an den Hängen auf halbkreisförmig ausgebildete Bodenflächen, ehemalige Kohlenmeilerplätze. Auch Spuren des Bergbaus sind zu finden. An zahlreichen Stellen zeugen Bodenvertiefungen und Erhebungen von alten Schürfstellen. In einem Seitental des Hasselbachs oberhalb des Zweifaller Forsthauses findet man einen gut ausgeschilderten Stollen des ehemaligen Bergwerks Altenwerk. Hier wurde in den Jahren 1847 bis 1866 Eisenstein gefördert.

Anfahrt:
Über die Stadt Stolberg nach Süden die Zweifaller Straße nach Zweifall. P-Möglichkeit an der Katholischen Kirche im Ortszentrum. Von dort zu Fuß an der Evangelischen Kirche vorbei entlang des Vichtbachs (markierter Wanderweg) talabwärts; Hin- und Rückweg ca 4 km. Der Weg zum Stollen des Bergwerks "Altenberg" ist vom Wanderparkplatz "Am Forsthaus Zweifall" an der L24 ausgeschildert.
Besichtigung:
Die privaten Anlagen des Junkers-, Platen- und Neuenhammers können nur von außen besichtigt werden.

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